Wenn Erfahrung auf Umsetzungskraft trifft
- Rosemarie Thiedmann
- 11. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Wenn Künstliche Intelligenz in Unternehmen Einzug hält, braucht es Teams, die vollständig mitziehen.
In meiner Arbeit mit Unternehmen sehe ich immer wieder, dass die besten Ergebnisse dort entstehen, wo Jüngere gestalten dürfen und Ältere Impulse geben.

Zwei Projekte zeigen eindrücklich, was möglich ist, wenn das gelingt:
Bei Semorai, einem jungen KI-Unternehmen aus dem Automotive-Bereich, arbeiten Senior Engineers Hand in Hand mit jungen Entwickler:innen. Die Erfahrenen bringen tiefes Prozessverständnis mit, die Jüngeren technologische Schnelligkeit und Experimentierfreude. Die Kombination überzeugt nicht nur im Team, sondern auch bei Kunden. In einem Projekt fand die KI des Unternehmens acht Fehler in einer Testdatei, obwohl der Kunde nur fünf Bugs eingebaut hatte. Während interne KI-Projekte beim Auftraggeber über Monate stockten, lieferte das Team von Semorai in nur zwei Wochen ein funktionierendes System. Das Ziel der KI von Semorai ist es, erfahrenen Ingenieuren den Freiraum für die eigentliche, kreative Entwicklungsarbeit zurückzugeben und sie von stupiden Routinen zu entlasten.
Im Projekt „Digiscouts“ übernehmen Auszubildende die Verantwortung für betriebsinterne Digitalisierungsprojekte. Als ehemalige Ausbildungsleiterin finde ich diese Vorgehensweise sehr inspirierend und zukunftsweisend. Dort, wo die Azubis ernst genommen werden und gleichzeitig im engen Austausch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen stehen, entstehen Lösungen, die sonst niemand auf dem Zettel gehabt hätte. So auch in einem Projekt, in dem ein Ticketsystem eingeführt werden sollte. Die Azubis trieben das Projekt mutig voran, holten Feedback ein, testeten Varianten. Zunächst herrschte große Skepsis. Doch durch das flankierende Coaching und die Rückendeckung der Geschäftsleitung, was in den Digiscouts-Projekten obligatorisch ist, ging es trotz Widerständen konstruktiv weiter voran.
So brachten die Erfahrenen Mitarbeitenden ihre konkreten Bedenken und bewährtes Alltagswissen ein. Am Ende entstand ein hybrides System, das neben einem digitalen Ticketsystem weiterhin gezielt persönliche Kommunikationswege erlaubt, angepasst an die Realität im Betrieb.
Klare Führung für altersgemischte Teams
Wenn altersgemischte Teams gut geführt werden, entsteht nicht nur gegenseitiger Respekt, sondern messbarer Fortschritt. Die Einführung neuer Technologien wie KI gelingt dann schneller, sicherer und nachhaltiger.
Solche Erfolge entstehen, wenn Führungskräfte bewusst Räume für Austausch schaffen. Wenn sie erkennen, wer welches Wissen mitbringt und wenn sie die Dynamik zwischen Erfahrung und Umsetzungskraft aktiv moderieren.
Gerade jetzt, wo KI viele Prozesse neu ordnet, sind diese Teamkonstellationen entscheidend. Wer nur auf Tempo setzt, riskiert Fehlschläge. Wer ausschließlich auf bewährte Routinen vertraut, verpasst in dieser hoch dynamischen Entwicklung schnell den Anschluss.
Teams können mehr, wenn man sie gemeinsam gestalten lässt
Als jemand, der über Jahre Auszubildende in die Berufswelt hinein begleitet hat, und heute Unternehmen beim Wandel unterstützt, weiß ich, wie viel Potenzial in generationenübergreifender Zusammenarbeit steckt.
Ich weiß auch, wie schnell dieses Potenzial verloren geht, wenn jugendliche Neugier nicht mit der Erfahrung der Älteren verbunden wird.
Wer Innovation will, braucht Teamstrukturen, in denen Mut, Know-How und Respekt gleichzeitig Platz haben. Dort erzielt man schneller und cleverer brauchbare Ergebnisse.
Reflexionsfragen für Führungskräfte
Welche Aufgaben in Ihrem Team sind heute noch von Erfahrung geprägt, und wo wäre ein frischer Blick hilfreich?
Wo ermöglichen Sie Strukturen, dass junge Mitarbeitende Verantwortung übernehmen können, ohne die Erfahrung der Älteren zu übergehen?
Wann haben Sie zuletzt eine Entscheidung bewusst mit Teammitgliedern aller Altersgruppen abgestimmt, und was hat das verändert?
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